Es ist Montagabend, der 17. April 2023, 18 Uhr. Die Aula der Friedrich-Schiller-Schule platzt aus allen Nähten. Es sind bekannte Gesichter, Eltern, Mitschüler*innen, Lehrer*innen. Dazwischen neue, unbekannte Gesichter. Alle schauen auf die ausgeleuchtete Bühne und sind gespannt auf die Premiere, welche schon wochenlang angekündigt wurde. Denn schon seit mehreren Wochen hingen Plakate im Schulhaus „Der Räuberkomplex, ein Schiller-Thriller“. Doch was genau das Publikum erwartet, konnte keiner ahnen.
Sanfte Musik wird gespielt und die Menschen werden leise, Jens-Uwe Jopp betritt den freien Raum vor der Bühne. Er gibt dem Publikum einen kurzen historischen Abriss zu den Räubern von Friedrich Schiller. Danach geht es los. Alle verfolgen die ganze Zeit gebannt die Darstellenden. Sie lachen, klatschen und staunen gemeinsam mit dem Schauspiel, welches aus der Literraturströmung Sturm und Drang (oder doch im Sturm und Trank?) entsprang. Nur bekommt es jetzt eine neue Sicht, eine Adaption mit anarchistisch denkenden Jugendlichen, einem gefesselten Bildungsstrategen, dem Gohlis-Gandhi und Anspielungen auf moderene Texte. Aber immer im Bezug zu Schiller, noch nie habe ich einen so galanten Einbau von Schiller Zitaten bemerkt (die ich zunächst gar nicht bemerkte, da sie sich in das Schauspiel einfügten). Das Publikum war am Ende genauso überzeugt wie ich. Die Aula glich nahezu einem Irrenhaus, aus irrer Freude und irrer Begeisterung. Zum Abschluss standen alle Reihen der vollen Aula und applaudierten minutenlang den Darstellenden und dem Autor zu.
Ich will gar nicht zu viel über den Inhalt des Stückes erzählen. Wir haben das Glück, noch zwei weitere Aufführungen erleben zu dürfen! Ich kann dabei nur jedem ans Herz legen, sich die Zeit dafür zu nehmen und sich das Meisterwerk anzuschauen. Ich kann nur aus meiner Sicht sprechen, es muss sich jeder ein eigenes Bild machen, aber für mich war es das (bis jetzt) beste Schultheaterstück von bzw. über Schiller. Ein Angriff auf anhaltende Probleme, ein „Frontalangriff auf das System“, eine Revolte die in den Köpfen der Zusehenden freigeschaltet wird.
Andere denken pessimistisch, der Leitspruch der fiktiven Schule des Stücks. Wir denken optimistisch, und freuen uns auf die erneuten Aufführungen!
Vielen Dank Jens-Uwe Jopp für das Meisterwerk, welches Sie geschaffen und auf der Bühne realisiert haben!
Clarissa Kunath